• Ein Blick über die fertige Königsberger Straße mit der Tankstelle rechts, an der Zapfsäule ein historischer VW Käfer.

  • Ein beleuchtetes historisches Geschäftshaus in der Königsberger Straße in der Abenddämmerung.

  • Das historische Quelle-Fertighaus von Außen mit Blumenbeeten davor.

Entdecken Sie die historischen Bauwerke der Königsberger Straße.

Die Baugruppe "Königsberger Straße" ist ab sofort vollständig zugänglich. Sie besteht aus mehreren Gebäuden. Es handelt sich dabei um historische Bauwerke, die auf das Museumsgelände transloziert, d. h. in einem oder mehreren Stücken versetzt werden, oder um Rekonstruktionen nach historischen Vorbildern. Die Ausstellungen in den Gebäuden zeigen Wohnsituationen von konkreten Familien und übliche Arbeitsplätze der 1950er bis 1970er Jahre. Vervollständigt wird das Ensemble durch zeittypische (Nutz-)Gärten und Einfriedungen, einen Spielplatz, eine Telefonzelle, eine Litfaßsäule und Straßenlaternen.

Das Flüchtlingssiedlungshaus aus Tostedt

Wohnraum für tausende Ausgebombte, Geflüchtete und Vertriebene zu schaffen, gehörte zu den größten Herausforderungen der ersten Nachkriegsjahre. Zeugnisse des Neuanfangs sind das Wohnhaus und das Stallgebäude, die Mitte der 1950er Jahre von der aus Königsberg stammenden Familie Matz in Tostedt erbaut wurden.

Das anderthalbgeschossige Wohnhaus mit zwei Wohnungen sowie das freistehende Stallgebäude mit Sommerküche und Räucherkammer wurden originalgetreu eingerichtet. In dem ehemaligen Schweinestall ist zudem eine Ausstellung zum Thema landwirtschaftliche Nebenerwerbsstellen und Selbstversorgung zu finden.

Die beiden Gebäude wurden 2021 auf das Museumsgelände versetzt und sind seit dem 24. Juni 2023 für die Öffentlichkeit zugänglich.

Film zur Translozierung des Flüchtlingssiedlungshauses an den Kiekeberg

Ende Januar 2021 zog ein 170 Tonnen schweres Flüchtlingssiedlungshaus aus Tostedt an den Kiekeberg. Fünf Tage dauerte der Umzug, der unter schwierigen Witterungsbedingungen gemeistert wurde.

Das Geschäftshaus

Sich nach den Zeiten der Not wieder etwas leisten, moderne Produkte konsumieren – die neue Warenwelt des Wirtschaftsaufschwungs hielt schnell Einzug in Läden und Schaufenster. In dem nach historischen Bauplänen eines Geschäftshauses aus Meckelfeld errichteten Gebäude befinden sich:

  • Zahnarztpraxis Dr. Chrobok aus Stade, Ausstattung der späten 1950er Jahre
  • Drogerie Adler aus Trittau, Ausstattung der späten 1960er Jahre
  • Textilgeschäft Gründahl aus Jork, Ausstattung der 1960er Jahre
  • Elektroladen mit Werkstatt, Nachstellung im Stil der 1960er Jahre
  • Schlachterei Rötting aus Bremervörde, Ausstattung der 1960er Jahre
  • Fotogeschäft Böhmer aus Winsen (Luhe), Ausstattung der 1970er Jahre

In den jeweiligen Laden- und Praxisgeschichten spiegeln sich der technische Fortschritt und die (wieder)aufkommende Konsumkultur der ersten beiden Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg wider: Volle Schaufenster und Regale, neue Produkte und modernste Fernseh-, Foto- und Medizintechnik verdeutlichen den Wandel von der Mangelerfahrung zum Überangebot.

In einer Hofgarage wird zudem ein Ford Taunus 17M von 1957 ausgestellt.

Das Quelle-Fertighaus aus Winsen (Luhe)

Im Jahr 1962 nahm die Versandfirma Quelle Fertighäuser, die durch ihre eigene Projektabteilung entwickelt wurden, in das Sortiment auf. Die Gebäude zeichnen sich durch eine moderne Form, funktionale Grundrisse und eine kurze Bauzeit aus und spiegeln den Einfluss US-amerikanischer Bungalow-Architektur auf die bundesdeutsche Wohnkultur wider. Im Quelle-Fertighaus mit knapp 110 qm Wohnfläche wird dieser Wandel deutlich: Das „Wohnerlebnis“ und ein gestalterischer Anspruch stehen nun im Mittelpunkt.

Im Jahr 1968 zogen Gisela und Walter Gröll mit den Söhnen Ronald, Christian und Matthias in ein Eigenheim in Winsen (Luhe) – ein Quelle-Fertighaus, welches zwei Jahre zuvor als Musterhaus aufgestellt wurde. Ein halbes Jahrhundert lang war das Gebäude Zuhause der Familie Gröll. 2018 übernahm das Freilichtmuseum am Kiekeberg das Fertighaus mitsamt der darin befindlichen Ausstattung. Ein Jahr später wurde das Bauwerk auf das Museumsgelände versetzt. Hier wird es im Zeitschnitt der späten 1970er Jahre präsentiert. Die meisten Gegenstände, die Sie im Haus sehen, sind Originalstücke aus dem Besitz der Familie Gröll. In einem der ehemaligen Kinderzimmer, dessen Rekonstruktion nicht möglich war, befindet sich die Ausstellung „Familienschätze“, die Geschichten rund um das Haus und die darin befindlichen Objekte erzählt.

Film über das Quelle-Fertighaus, von der Translozierung zur Eröffnung, 2019-2021

Der Traum vom modernen Wohnen – ein Quelle-Fertighaus von 1966 in einem Stück ins Freilichtmuseum am Kiekeberg. Hier ist es nun so eingerichtet, wie die Familie Gröll mit drei Söhnen in den 1970ern in ihm wohnte – bis hin zur Schallplattensammlung.

Die Tankstelle aus Stade

Viele neue Tankstellen entstanden an den Straßen in der Nachkriegszeit, um den steigenden Bedarf an Kraftstoff zu decken: Weite Teile der Bevölkerung konnten sich ein Auto oder Motorrad leisten. Der Verkehr spielte eine entscheidende Rolle beim Wiederaufbau und konjunkturellen Aufschwung.

Üblicherweise beauftragten Mineralölkonzerne eigene Architekten, moderne, prägnante Architekturen für ihre Tankstellen zu entwerfen, die als Typenbauten an mehreren Standorten errichtet wurden. Die standardisierten Gebäude trugen zur Erhöhung des Wiedererkennungseffekts der jeweiligen Kraftstoffmarken bei.

Für die Königsberger Straße konnten wir eine ehemalige Gasolin-Tankstelle des Typs T6 erstehen, die 1955 in Stade-Campe (Landkreis Stade) errichtet wurde. Auch diese zeichnet sich durch ihre markante Bauform aus: Ein über 10m langes Flugdach liegt straßenseitig auf einer Pilzsäule und hofseitig auf einem kleinen Tankwartraum mit angeschlossenem WC auf. Nach der Übernahme von Gasolin durch Aral 1971 änderte die Tankstelle aus Stade ihre Farben von weiß-rot zu weiß-blau. Obwohl der Tankstellenbetrieb 1984 aufgegeben wurde, blieb die Tankstelle weitestgehend im erbauungszeitlichen Zustand erhalten.

Film: Eine Tankstelle zieht in die "Königsberger Straße".

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg versetzt das erste Gebäude für das Projekt "Königsberger Straße" an den Kiekeberg.

Das Siedlungsdoppelhaus

Auch Doppelhäuser waren in Neubausiedlungen häufig anzutreffen. In der nach historischen Bauplänen eines Doppelhauses aus Maschen rekonstruierten Gebäudehülle ist das Haus der Geschichte des Landkreises Harburg und der Metropolregion Hamburg eingerichtet. Die Dauerausstellung gibt auf über 100 qm einen Einblick in den Alltag der Nachkriegszeit und des (Wieder-)Aufbaus in der Region: Wie begegneten die Menschen der Wohnungsnot und Mangelversorgung? Wie vollzog sich der wirtschaftliche Aufschwung? Welche Bedeutung hat ‚Heimat‘ bei der Integration der Vertriebenen?

Die Nissenhütte 

Im Freilichtmuseum am Kiekeberg zeigt eine originale Nissenhütte aus den 1950er Jahren die Lebensumstände von Geflüchteten, Vertriebenen und Ausgebombten nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese einfache Wellblechunterkunft steht stellvertretend für die Wohnungsnot und den Alltag in der frühen Bundesrepublik. Ehrenamtliche erwecken das Leben von damals zum Leben und geben Einblicke in Flucht, Ankunft und Neuanfang. 

Die Ley-Bude

Einblick in ein Behelfsheim nach dem Zweiten Weltkrieg. In der originalen „Ley-Bude“ ist die neue Dauerausstellung „Harburg unterm Hakenkreuz. Ein Landkreis von 1933 bis 1945“ zu sehen.

Der Trafoturm aus Ashausen

Ab Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Transformatorentürme gebaut, um ländliche Gebiete an das Stromnetz anzuschließen. Sie wandelten Mittelspannung in haushaltsübliche Niederspannung um und ermöglichten somit den Anschluss einzelner Gebäude oder ganzer Siedlungen an die Stromversorgung. 

Der 8,5 Meter hohe Trafoturm am Kiekeberg ist über 80 Jahre alt und stand ursprünglich in Büllhorn. Während des zweiten Weltkriegs entwickelte sich der heutige Ortsteil von Ashausen von einem Erholungsgebiet zu einem behelfsmäßigen Wohnviertel für Geflüchtete aus der Großstadt. Vermutlich wurde deswegen der Trafoturm um 1944 erbaut. Angesichts der herrschenden Materialknappheit und Baustoffbeschränkungen ist das Baujahr eher ungewöhnlich und wird vom Museumsteam weiter untersucht.

Interessierte entdecken die Umspanneinrichtung und weitere historische Technik im Inneren des massiv gemauerten Turms. So vermittelt der Trafoturm das Thema Stromversorgung und veranschaulicht den Wandel ländlicher Infrastruktur im 20. Jahrhundert.