Flüchtlingssiedlungshaus aus Tostedt

Wohnraum für tausende Ausgebombte, Geflüchtete und Vertriebene zu schaffen, gehörte zu den größten Herausforderungen der ersten Nachkriegsjahre. Zeugnisse des Neuanfangs sind das Wohnhaus und das Stallgebäude, die Mitte der 1950er Jahre von der aus Königsberg stammenden Familie Matz in Tostedt erbaut wurden.

Das anderthalbgeschossige Wohnhaus mit zwei Wohnungen sowie das freistehende Stallgebäude mit Sommerküche und Räucherkammer werden originalgetreu eingerichtet. In dem ehemaligen Schweinestall wird zudem eine Ausstellung zum Thema landwirtschaftliche Nebenerwerbsstellen und Selbstversorgung zu finden sein.

Die beiden Gebäude wurden 2021 auf das Museumsgelände versetzt und sind seit dem 24. Juni 2023 für die Öffentlichkeit zugänglich.

> Film zur Translozierung des Flüchtlingssiedlungshauses an den Kiekeberg

Schwarz-Weiß-Bild des Flüchtlingssiedlungshauses im Jahr 1960 (Bild FLMK)
Seitliche Schwarz-Weiß-Aufnahme des Flüchtlingssiedlungshauses (Bild FLMK)

Geschäftshaus

Sich nach den Zeiten der Not wieder etwas leisten, moderne Produkte konsumieren – die neue Warenwelt des Wirtschaftsaufschwungs hielt schnell Einzug in Läden und Schaufenster. In dem nach historischen Bauplänen eines Geschäftshauses aus Meckelfeld errichteten Gebäude befinden sich:

  • die historische Ausstattung der Zahnarztpraxis Dr. Chrobok aus Stade im Einrichtungszeitschnitt der späten 1950er Jahre
  • die historische Ausstattung der Drogerie Adler aus Trittau im Einrichtungszeitschnitt der späten 1960er Jahre
  • die historische Ausstattung des Textilgeschäfts Gründahl aus Jork im Einrichtungszeitschnitt der 1960er Jahre
  • die Nachstellung eines Elektroladens mit Reparaturwerkstatt im Einrichtungszeitschnitt der 1960er Jahre
  • die historische Ausstattung der Schlachterei Rötting aus Bremervörde im Einrichtungszeitschnitt der 1960er Jahre
  • die historische Ausstattung des Fotogeschäfts Böhmer aus Winsen (Luhe) im Einrichtungszeitschnitt: 1970er Jahre

In den jeweiligen Laden- und Praxisgeschichten spiegeln sich der technische Fortschritt und die (wieder)aufkommende Konsumkultur der ersten beiden Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg wider: Volle Schaufenster und Regale, neue Produkte und modernste Fernseh-, Foto- und Medizintechnik verdeutlichen den Wandel von der Mangelerfahrung zum Überangebot.

In einer Hofgarage wird zudem ein Ford Taunus 17M von 1957 ausgestellt.


Quelle-Fertighaus aus Winsen (Luhe)

Im Jahr 1962 nahm die Versandfirma Quelle Fertighäuser, die durch ihre eigene Projektabteilung entwickelt wurden, in das Sortiment auf. Die Gebäude zeichnen sich durch eine moderne Form, funktionale Grundrisse und eine kurze Bauzeit aus und spiegeln den Einfluss US-amerikanischer Bungalow-Architektur auf die bundesdeutsche Wohnkultur wider. Im Quelle-Fertighaus mit knapp 110 m2 Wohnfläche wird dieser Wandel deutlich: Das „Wohnerlebnis“ und ein gestalterischer Anspruch stehen nun im Mittelpunkt.

Im Jahr 1968 zogen Gisela und Walter Gröll mit den Söhnen Ronald, Christian und Matthias in ein Eigenheim in Winsen (Luhe) – ein Quelle-Fertighaus, welches zwei Jahre zuvor als Musterhaus aufgestellt wurde. Ein halbes Jahrhundert lang war das Gebäude Zuhause der Familie Gröll. 2018 übernahm das Freilichtmuseum am Kiekeberg das Fertighaus mitsamt der darin befindlichen Ausstattung. Ein Jahr später wurde das Bauwerk auf das Museumsgelände versetzt. Hier wird es im Zeitschnitt der späten 1970er Jahre präsentiert. Die meisten Gegenstände, die Sie im Haus sehen, sind Originalstücke aus dem Besitz der Familie Gröll. In einem der ehemaligen Kinderzimmer, dessen Rekonstruktion nicht möglich war, befindet sich die Ausstellung „Familienschätze“, die Geschichten rund um das Haus und die darin befindlichen Objekte erzählt.

> Film zur Translozierung des Quelle-Fertighauses


Tankstelle aus Stade

Viele neue Tankstellen entstanden an den Straßen in der Nachkriegszeit, um den steigenden Bedarf an Kraftstoff zu decken: Weite Teile der Bevölkerung konnten sich ein Auto oder Motorrad leisten. Der Verkehr spielte eine entscheidende Rolle beim Wiederaufbau und konjunkturellen Aufschwung.

Üblicherweise beauftragten Mineralölkonzerne eigene Architekten, moderne, prägnante Architekturen für ihre Tankstellen zu entwerfen, die als Typenbauten an mehreren Standorten errichtet wurden. Die standarisierten Gebäude trugen zur Erhöhung des Wiedererkennungseffekts der jeweiligen Kraftstoffmarken bei.

Für die Königsberger Straße konnten wir eine ehemalige Gasolin-Tankstelle des Typs T6 erstehen, die 1955 in Stade-Campe (Landkreis Stade) errichtet wurde. Auch diese zeichnet sich durch ihre markante Bauform aus: Ein über 10m langes Flugdach liegt straßenseitig auf einer Pilzsäule und hofseitig auf einem kleinen Tankwartraum mit angeschlossenem WC auf. Nach der Übernahme von Gasolin durch Aral 1971 änderte die Tankstelle aus Stade ihre Farben von weiß-rot zu weiß-blau. Obwohl der Tankstellenbetrieb 1984 aufgegeben wurde, blieb die Tankstelle weitestgehend im erbauungszeitlichen Zustand erhalten.

> Film zur Translozierung der Tankstelle aus Stade


Siedlungsdoppelhaus

Auch Doppelhäuser waren in Neubausiedlungen häufig anzutreffen. In der nach historischen Bauplänen eines Doppelhauses aus Maschen rekonstruierten Gebäudehülle ist das Haus der Geschichte des Landkreises Harburg und der Metropolregion Hamburg eingerichtet. Die Dauerausstellung gibt auf über 100 m2 einen Einblick in den Alltag der Nachkriegszeit und des (Wieder-)Aufbaus in der Region: Wie begegneten die Menschen der Wohnungsnot und Mangelversorgung? Wie vollzog sich der wirtschaftliche Aufschwung? Welche Bedeutung hat ‚Heimat‘ bei der Integration der Vertriebenen?

Schwarz-Weiß-Aufnahme eines Siedlungsdoppelhauses von oben (Bild FLMK)